Nach meinem ersten Blogeintrag haben mich einige gefragt: Wie sieht ein typischer Arbeitstag einer Sprecherin aus? Gibt es überhaupt so etwas wie einen “typischen” Tag? Die kurze Antwort: Nein – und genau das macht diesen Beruf so spannend!
Morgens: Vorbereitung ist alles
Mein Tag beginnt mit einem Blick in meine Mails und den Kalender. Welche Aufnahmen stehen heute an?
Bevor ich ins Studio gehe, werden aber erst mal Körper und Stimme aufgewärmt. Täglich werden Stimm- und Artikulationsübungen absolviert, damit Stimme und Mundapparat schön geschmeidig bleiben. Danach schaue ich mir meine Texte oder Filme an, markiere Betonungen und recherchiere gegebenenfalls Namen und Fachbegriffe.
Im Studio: Wenn die rote Lampe leuchtet
Mein Studio ist mein zweites Zuhause. In der vertrauten Umgebung, meiner Sprecherkabine, meinem Mikro vor mir und dem Kopfhörer auf den Ohren, fühle ich mich wohl. Hier entstehen ganz persönliche und besondere Stimmungen, die ich dann mit meiner DAW (Cubase12) aufnehme und festhalte.
Was viele nicht wissen: Für eine Minute fertiges Audio nehme ich oft ein Vielfaches an Material auf. Verschiedene Takes, unterschiedliche Betonungen, mal schneller, mal langsamer. In der Postproduktion wird dann das Passende ausgewählt.
Oft werde ich spontan beauftragt. “Hast Du gerade Zeit für einen Lokalspot, einen Imagefilm oder ein Voiceover..?” und schon sitze ich vor dem Mikro.
Ich arbeite allein, vor Ort im Studio oder connecte mich mit dem Regisseur oder Tontechniker per Remote. Das geht heutzutage ja supereasy, denn es reichen zum Beispiel Zoom oder Skype, um zuzuhören und Regie zu führen. Gute Regie ist wichtig, sie gibt mir wertvolles Feedback, damit der Endkunde wunschlos glücklich ist.
Die Vielfalt macht’s
Das Besondere an meinem Beruf ist die unglaubliche Bandbreite. Vormittags spreche ich eine verzweifelte Mutter in einem Hörspiel, danach bin ich sachliche Expertin für eine Dokumentation und nachmittags mysteriöse Heldin in einem Fantasy-Game. Jede Rolle verlangt eine andere Energie, eine andere Haltung, eine andere Stimm- beziehungsweise Atemtechnik.
Zwischen den Takes
Nicht jeden Tag ist mein Terminkalender gefüllt. Diese Zeit nutze ich für administrative Aufgaben: Angebote schreiben, mit Kunden kommunizieren, an meiner Website arbeiten und, wie jetzt gerade, Blogeinträge verfassen. Als freiberufliche Sprecherin bin ich eben nicht nur Künstlerin, sondern auch Unternehmerin.
Was mich antreibt
Nach all den Jahren liebe ich diesen Beruf noch genauso wie am ersten Tag. Stimme ist etwas individuelles, meine Stimme gibt es (außer geklont) kein zweites mal. Und so gebe ich jedem Film, jedem Werbespot, jeder Telefoansage, jeder Dokumentation meinen persönlichen Stempel. Das macht mich stolz, glücklich und irgendwie besonders. Und wenn dann noch eine von mir gelesene Geschichte den Kunden emotional so berührt, dass er weint, dann ist einfach alles gut.
Deine Fragen
Jetzt bin ich neugierig: Was würdest Du gerne über meinen Arbeitsalltag wissen? Interessieren Dich meine technischen Tricks, kreativen Prozesse, brauchst Du Tipps, wie Du sauber artikulierst oder vielleicht eine schöne Geschichte, mit der Du wunderbar an Ausdruck, Sprache und Artikulation üben kannst? Oder hast Du Fragen zu bestimmten Genres? Ich habe noch eine Menge zu erzählen, bleib dran und schreib mir gerne – ich freue mich auf Dein Feedback!
Bis bald, Deine Sabine König